12 Kinder toben im warmen Herbstwind auf der Travewiese der Defacto Kunsttankstelle.. Ein Feuer in der Feuerschale nutzen sie für Stockbrot, für das Betreuer Malte einen schönen Teig geknetet hat. Mit glimmendem Holzspieß, den Mund voll knuspriger Kruste geht’s an die Wasserlinie, der Spieß wird gekühlt. Es zischt und gluckert. Die Kinder sind glücklich. Vor dem schönen Stockbrotessen haben sie richtig gearbeitet: In der Galeriehalle der Kunsttankstelle haben sie auf großen Tischen wunderschön farbige Aquarellbilder gemalt und dann auf einer Leine zum Trocknen aufgehängt. Auf dem Boden bilden sich kleine farbige Bäche. Johanna, sehr pflichtbewusst, wischt sie auf.
Johanna gehört zur Pilotkindergruppe „ Die jüngsten Wilden“, die seit etwa einem Jahr in der Kunsttankstelle schrittweise an schöne eigene Kunst herangeführt wird. Arend Schäfer und Malte Diekmann betreuen die meist 10 – köpfige altersmäßig bunt zusammengewürfelte Schar, bestehend aus Jungen und Mädchen.
Diese, ideenreich und munter, suchte nun nach Monaten gemeinsamen Schaffens einen eigenen Rückzugs – und Lernort. Da fiel die Wahl auf die einzige noch freie Garage im Hof der Kunsttankstelle, die seit Jahrzehnten nur muffig Abgestelltes kannte, nicht aber fröhliche Kinder. Mit einer guten Unterstützung der freigiebigen Possehlstiftung änderte sich alles: Der Betonfußboden wich einem isolierten, fußwarmen Dielenboden, die alte Heraklitdecke wurde entfernt, Wände und Decke weiß angestrichen. Die drei blinden Fensterhöhlen erhielten wieder richtige Sprossenfenster. Der Schweißermeister „Bärchen“ zauberte ein eisernes Sprossenfenster mit ebensolcher Tür und damit eine tolle Front zum Hof, die einladend und informativ zugleich ist.
Ausgestattet mit alter Hobelbank, Arbeitstisch, Regalen und Schubfächern, verfügt dieses Kinderatelier19 auch über Werkzeuge, Akkuschrauber und Holzmaterial. Ein Brennofen und eine Töpferscheibe stehen für einfache wie auch filigrane Arbeiten zu Verfügung.
Zur Eröffnung und Einweihung am 14.12.22 waren alle Kinder trotz 9 Grad minus frohgemut dabei. Ein Billigheizlüfter spendierte fühlbare Wärme, in der warmen Galeriehalle freute man sich dann zusammen über das gelungene Werk. Wunderbar leichte Weihnachtsmusik mit Gitarre und Flöte spielten Sinisa und Anna und verzauberten die ganze Veranstaltung. Während im Atelier Kinder schnell noch aus alten Brettstücken kleine Teelichthalter bastelten, backten andere Waffeln, Mutzen brodelten im Topf und lieblicher Kinderpunsch wie auch leckerer Kuchen erfreute Eltern und Leute vom Verein. Im neuen Jahr sollen dort von Papierarbeiten über Malen, Holz – und Keramik -arbeiten auch Projekte und Ideen Platz finden, die in die Stadtgeschichte und Architektur hineinreichen. Dafür gibt es Konzepte. Arend Schäfer, selbst Architekt, meint zuversichtlich: „Hier bei den Kindern ist soviel Potenzial, das sich mit geringem Anschub vervielfachen lässt. Darauf freue ich mich“. Eine spannende Zukunft im neuen Jahr für die Kinder und den Verein.