Licht in die dunkle Jahreszeit zu bringen, gleichzeitig „hautnah“ und doch mit Abstand, auch Einblicke in die Dunkelkammer eines Fotografen in der Zeit um 1900 zu ermöglichen, klingt zunächst nach unauflösbaren Widersprüchen. Diese löst der Fotograf und FineArt Printer Martin Diesch jedoch mit seiner Lichtbildmanufaktur am 05., 12. und 19.12.21 jeweils zwischen 16 und 20 Uhr in der Messerschmiede von Nils Bush, einem Atelier auf der Holstentorseite.
Diesch arbeitet mit einem fotografischen Verfahren, das ihm erlaubt, mit rotem Licht die Dunkelkammer auszuleuchten und ermöglicht so dem Publikum durch ein Schaufenster hindurch den direkten Blick auf die Entstehung lichtempfindlicher Aluminiumplatten. Diese werden dann sofort für eine Fotografie mit einer historischen Holzkamera verwendet. Es entstehen so vor den Augen des Publikums Stilleben und Portraits wie im Jahr 1851. In dem sog. Kollodiumverfahren wird das Bild durch eine hauchdünne Silberschicht sichtbar. Jede einzelne Fotografie ist – wie der Moment der Aufnahme selbst – einzigartig.
Hier Aufnahmen von Dominik Wilke: {gallery}gallery/gallery50/{/gallery}
Martin Diesch lädt dazu ein, sich durch das Spiel mit Licht und Schatten, Vorhersehbarkeit und Unplanbarkeit, Natürlichkeit und Künstlichkeit, Perfektion und Unvollkommenheit inspirieren zu lassen und Kunst- und Kultur „hautnah“ und doch mit Abstand zu erfahren. Er bietet jeweils um 18:00 Uhr einen Vortrag zu dem fotografischen Verfahren und dessen Geschichte an. Ab ca. 18:30 Uhr gibt es die Möglichkeit, sich porträtieren zu lassen (dies jeweils unter den geltenden Regelungen zum Infektionsschutz).
Es handelt sich um ein Kulturfunke-Projekt, einer Förderinitiative, gemeinsam entwickelt von der Arbeitsgemeinschaft Kulturtreibhaus und der Lübecker Possehl-Stiftung.